Sommer-Interview mit Günther Irlbacher
Kurzinterview mit dem Technischen Geschäftsführer der Irlbacher Unternehmensgruppe
Im diesjährigen Sommer-Interview skizziert Günther Irlbacher unsere Strategie, wie wir mit unseren High-Tech-HMIs – trotz komplexer Chips und satter Rechenpower – in diesen Zeiten lieferfähig bleiben. Denn gedruckte Elektronik auf Glas ist der ideale „Enabler“ für äußerst schlanke Geräteaufbauten.
Fünf Fragen an Günther Irlbacher
1) Sieht sich Irlbacher als Glasspezialist oder als Elektronik-Entwicklungshaus?
Günther Irlbacher: Beides. Zum einen sind wir wahrscheinlich das Unternehmen mit der weltweit umfangreichsten Palette an Bearbeitungsmöglichkeiten für Flachglas. Seit bald 20 Jahren sind wir aber auch ein Elektronik-Unternehmen, das Mikrocontroller-Baugruppen entwickelt, Schaltungen auf Glas druckt und SMD-bestückt. In dieser Zeit haben wir ein Dutzend Technologie-Plattformen ausgearbeitet, darunter auch einen Embedded-HMI-Lösungsbaukasten.
2) Was genau verstehen Sie unter „Embedded-HMI“?
Günther Irlbacher: Die Möglichkeiten von modernen HMIs sind immens und teilweise sehr komplex. Häufig kombinieren wir Näherungssensoren, Lichteffekte und Hintergrund-Beleuchtung, Anzeigefunktionen sowie die Ansteuerung von Displays. Das Navigieren auf den ebenen Glasoberflächen erleichtern wir mit eingeschliffenen oder elevierten haptischen Elementen. Diese vielfältigen Möglichkeiten richtig zu kombinieren und daraus das optimale HMI für eine Applikation zu formen, setzt tiefes Wissen über die technisch-physikalischen Zusammenhänge voraus.
Unter Embedded-HMI verstehen wir, dass wir die Verarbeitung aller Sensor- und Anzeigedaten direkt auf dem HMI durchführen und so das Kundensystem entlasten. Dafür setzen wir leistungsfähige PSoCs mit ARM Cortex M0- und M3-Kernen ein. Bestücken wir diese direkt auf das Glas, erreichen wir sehr schlanke Geräteaufbauten.
3) Welche Möglichkeiten stecken noch in dieser Technologie?
Günther Irlbacher: Weil kein internes Wissen geteilt werden muss, lassen sich Entwicklungsprozesse parallelisieren. Während wir das Embedded-HMI entwickeln und das Deckglas dafür designen, realisiert der Kunde seine Applikation. Das spart Zeit und Geld.
In den PSoCs steckt sehr viel Rechenleistung; es gibt daher bereits eine ganze Reihe von Geräten, welche ohne Steuerplatine auskommen: Die Hard- und Software der Kundenapplikation ist mit in das Embedded-HMI integriert.
4) Wie wirkt sich Ihr Ansatz auf die Lieferkette Ihrer Kunden aus?
Günther Irlbacher: Unseren Kunden liefern wir Embedded-HMIs mit dem gestalteten Deckglas, Display, Montage- und Befestigungsrahmen, Dichtungen etc. als einbaufertige mechatronische Baugruppe. Intern legen wir großen Wert auf Designs mit Standard-Komponenten, welche auch in diesen Zeiten vergleichsweise gut verfügbar sind. So können wir unser eigenes Lager schlank halten, auch wenn wir dieses in den vergangenen Monaten deutlich aufgestockt haben. Mit dieser Strategie kommen wir und unsere Kunden bislang ganz gut durch die gegenwärtige Situation.
5) Welche Erwartungen haben Sie an die künftige Entwicklung der Embedded-HMI-Technologie?
Günther Irlbacher: Praktisch jedes Embedded-System braucht in irgendeiner Form ein HMI. Das muss nicht immer ein 21,5“-Touch sein. Entsprechend gibt es bei uns beispielsweise Touch-Bedien-Lösungen ohne Display, oder Touch-Lösungen, die auf einer Kombination unserer Technologie mit gut beschaffbaren No-Touch-Standard-Displays basieren. Wir haben alle Technologien dafür unter einem Dach – einschließlich Optical Bonding oder der Kunststofftechnik.
Nachtrag Oktober 2022: Das Sommer-Interview ist mittlerweile in zahlreichen Fachzeitschriften erschienen, auch außerhalb Deutschlands, so z.B. in der November-Ausgabe der in der Schweiz erscheinenden Technischen Rundschau.